Zeitgenössisch im Spiel – 21. Tag der zeitgenössischen Kunst

Außerordentliche Öffnung des Palazzo Magnani zum Tag der zeitgenössischen Kunst

Am 4. Oktober öffnete die UniCredit Art Collection die Türen des Palazzo Magnani und beteiligte sich an der 21. Ausgabe des „Giornata del Contemporaneo“, gefördert von AMACI.
Die Ausstellung mit dem Titel Contemporaneo in gioco zeigt, wie die zeitgenössische Kunst mit den Regeln der Wahrnehmung spielt, indem sie Gewichte, Maße und Materialien verändert, um neue Interpretationen zu schaffen. Durch die Diskrepanz zwischen Form und Bedeutung entschlüsselt jeder Künstler die ihn umgebende Realität durch die Brille der Gegenwart und schafft Visionen, die den Betrachter einladen, über die Vergänglichkeit der Zeit und die verborgene Poesie des Alltags nachzudenken.

Michael Johansson (Days and Names, 2010) konzentriert sich auf die Unregelmäßigkeiten des Alltags, nicht als außergewöhnliche Ereignisse, sondern als Ausdruck einer übersteigerten Routine. Mappen, Ordner und sogar ein alter Diaprojektor werden zu einem Puzzle verdichtet, das ihre Funktion aufhebt und ihren symbolischen Wert hervorhebt – eine Umkehrung der Perspektive. Ebenso arrangiert Raša Todosijević (The Sculpture, 2002) über hundert Teekannen, die mit Zement gefüllt sind, auf dem Boden. Das häusliche Objekt, äußerlich zerbrechlich, aber in der Substanz schwer, wird dekontextualisiert, um die Ambiguität zwischen Form und Inhalt zu betonen. Jede Teekanne, unterschiedlich in ihrer Gestalt, wird zur Stimme eines Kontextes, zur Erinnerung an einen Ursprung, zum Fragment einer durch Wiedergewinnung evozierten Vielfalt.

Die spielerische Dimension des kreativen Aktes zeigt sich auch im Einsatz einfacher Materialien wie Papier und Farben, die zu Trägern neuer Ausdrucksformen werden. Mit Svernare (2011) präsentiert Derek Di Fabio ein lebendiges und wandelbares Werk, ein visuelles Organismus, das sich je nach Blick verändert und den Betrachter zu einer freien, imaginativen Immersion einlädt.

Carlos Garaicoa (Aus der Serie Lo viejo y lo nuevo (XX), 2010) inszeniert mit seinen filigranen Papierschnitten den Gegensatz zwischen Utopie und Realität, zwischen Imaginärem und Konkretem. Papier, ein bescheidenes und alltägliches Material, wird dank der Vision und Handwerkskunst des Künstlers zur Kunst erhoben. Ebenso entführen uns die Pastelle von Francesco Clemente (The Pondicherry Pastels, 1980–1986) in ein vertrautes und verspieltes Universum, das die Zeichensammlungen evoziert, die jeder von uns mindestens einmal angefertigt hat.

Schließlich wird das Spiel in Silvia Ruatas Werk (Domitilla; Biscotto; Pantone; Serie „Animali da passeggio“, 2007) zur Ironie, wo die banale Handlung, das eigene Haustier auszuführen, zum Anlass für eine kritische Reflexion über das Verhältnis von Nutzung und Missbrauch wird, das der Mensch gegenüber der Natur etabliert hat.

In all diesen Werken ist das Spiel nicht bloß Unterhaltung: Es wird zu einem mächtigen Instrument, das visuelle Codes umstürzt, gefestigte Bedeutungen dekonstruiert und neue Erzählungen erzeugt. Durch das Spiel stellt der Künstler Konventionen infrage, fordert die funktionale Logik der Objekte heraus und eröffnet unerwartete Interpretationsräume. Die spielerische Geste verwandelt sich so in einen kritischen Akt, in eine kreative Spannung, die die Realität befragt und ihre Widersprüche offenlegt.

Kreativität und Fantasie sind vitale und transformative Kräfte, die das Leben jedes Einzelnen zutiefst bereichern können.

Oktober 4, 2025
von 39