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Biografie
Grazia Toderi (Padua, Italien, 1963)
Nach ihrem Studium an der Akademie der Schönen Künste in Bologna zog Grazia Toderi 1992 nach Mailand. Seit 2005 lebt sie in Mailand und Turin.
Grazia Toderi wurde bei der Ausstellung Aperto '93 anlässlich der XLV. Biennale von Venedig bekannt, wo sie mehrere Fotografien und das Video "Nontiscordardime" ausstellte. Die Vorliebe der Künstlerin für den bewusst einfachen Einsatz von Video als Ausdrucksmittel unterstreicht ihren Wunsch, sich auf das Subjekt und die ausgeführte Handlung zu konzentrieren und sich von einem rein schöpferischen Willen zu entfernen.
Obwohl Grazia Toderi Alltagsgegenstände in häuslichen Kontexten zeigt, verbergen sie nicht ein Gefühl des Unbehagens, und ihre Sujets sind oft einer versteckten Gewalt ausgesetzt. 1995 wurde sie zu einer Ausstellung im Frac Languedoc-Roussillon in Montpellier eingeladen, wo sie zur Protagonistin ihres eigenen Videos wurde. Gegen die Schwerkraft ließ sie sich filmen, wie sie vollständig in einen Swimmingpool eintauchte und dabei versuchte, gewöhnliche Handlungen wie Gehen oder das Öffnen eines Regenschirms auszuführen. Die Langsamkeit ihrer Bewegungen schien sich im Rhythmus eines Atems zu entfalten, der im Bild die ganze Müdigkeit der feindlichen Situation, der der Körper ausgesetzt ist, offenbart.
Der alltägliche Mikrokosmos des Künstlers wird so zum Träger des Gefühls einer ganzen Generation, die mit den Bildern des Fernsehens aufgewachsen ist.
Die Fokussierung auf die Informationskraft des Fernsehens und sein kommunikatives Potenzial zeigt sich auch in anderen Arbeiten, die einmal mehr die verbindende Kraft nicht nur der Fernsehbilder, sondern auch der Sendung selbst betonen.
Toderi betrachtet dieses Medium in all seinen positiven Bedeutungen. Anstatt sie als Vehikel zur Standardisierung von Gefühlen zu betrachten, begreift sie ihren verbindenden Wert und ihre symbolische Bedeutung für eine ganze Generation. Sie hat an zahlreichen wichtigen Gruppen- und Einzelausstellungen in Museen und Ausstellungsräumen wie dem Frac Bourgogne in Dijon, dem Casino Luxembourg in Luxemburg und dem Museum für zeitgenössische Kunst Castello di Rivoli teilgenommen.
Schon immer fasziniert von der Dynamik von Live-Auftritten als Gelegenheit zur Begegnung und Vereinigung, arbeitet Toderi am Bild von Stadien, Arenen und großen historischen Theatern.
Die Parkettbereiche verschiedener italienischer Theater werden zum Anlass, über die Beziehung zwischen dem Behälter und seinem Inhalt, dem Konsum und dem Verbraucher in einem Rollenspiel nachzudenken, das letztlich das Publikum zum Protagonisten macht.
Toderi dreht auch eine Reihe von Videos, die von Italo Calvinos "Unsichtbare Städte" inspiriert sind und von ihrer Sicht auf die Stadt als Spiegelung von Himmel und Erde geleitet werden. Sie stellt nächtliche Visionen von Städten wie Rom, Florenz und London nach und erkundet sie anhand von Luftbildern aus einer ganz anderen Perspektive.
Neben der Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen lieferte sie einige weitere besondere Projekte, die erwähnenswert sind. Eines davon ist das Bühnenbild für die Show "Il fiore delle 1001 notte", die 1998 in Zusammenarbeit mit der Tanzkompanie von Virgilio Sieni entstand und ihr 1999 den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig einbrachte. Ein weiteres Werk ist die Installation von "Audience", die anlässlich der Eröffnung des Nationalen Filmmuseums in der Mole Antonelliana in Turin im Jahr 2000 präsentiert wurde. Im Jahr 2001 erhielt Grazia Toderi auch ein Stipendium der Amici Sostenitori del Castello di Rivoli, die ihr einen Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten ermöglichte. Diese Erfahrung führte sie zu Werken, die sich auf große amerikanische Stadien konzentrierten – Subway Series, 2001; Diamante, 2001; Super Tuesday, 2001 – und auf dem Bild der Vereinigten Staaten von oben gesehen – Empire, 2002. 2004 schuf sie anlässlich der Wiedereröffnung des Teatro La Fenice in Venedig das Video "Semper eadem", 2006 hatte sie eine Einzelausstellung im P.A.C. in Mailand. 2009 wurde sie im Rahmen der Ausstellung Fare Mondi/ Making Worlds zur Biennale von Venedig eingeladen. Zu diesem Anlass schuf sie "Orbite Rosse", eine doppelte Videoprojektion, die zwei große Ovale zeigt, in die die Lichter ferner Städte in ständiger Verwandlung eingeschrieben erscheinen. Es ist eine Hommage sowohl an die Planisphäre – eine uralte Tradition der irdischen und himmlischen Kartierung – als auch an die Umlaufbahnen unserer Augen – optische Instrumente, die Bilder in die Welt in unseren Köpfen führen.
Heute lebt und arbeitet sie in Mailand und Turin.
Copyright der Künstlerin. Foto UniCredit Group
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Kunstwerke